2
März
2020
Höcke kandidiert in Thüringen
Submitted by ebertusNun ist mir das Politisch-Ideologische, das darüber grundierte Nationale eh' zuwider, fühle mich eher als Kosmopolit. Dennoch ist selbst die postdemokratische Wahl immer noch eine Art "Wahl", auch mit ihren skurrilen Begleiterscheinungen wie dieser der hochoffiziell angeordneten "Rückgängigmachung", gar einem ernsthaft vorgeschlagenen Losverfahren: wer aus der CDU denn nun Ramelow wählen muß ...
Insofern und primär wegen diesem postmodernen Begriff von der "Wahl" -unter Mehreren- mag ich es begrüßen, wenn sich nun Björn Höcke am 4. März zur Wahl stellt; wie Sputnik aktuell berichtet. Es soll eben niemand hinterher sagen, dass es keine Auswahl gab.
Kommentare
Wieder eine taktisch kluge Variante
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Die Kemmrich-Nummer ist der AFD schon gelungen: eine CDU-Vorsitzende gestürzt, ein Fraktionsvorsitzender erledigt und den Nachweis erbracht, wie fragil und disponibel die parlamentarische Demokratie ist. Ich konnte in meinem persönlichen Umfeld vielfach erleben, dass die politische Einflussnahme auf das Ergebnis einer formal nicht zu beanstanden Wahl sehr kritisch gesehen wurde. Die Idee vom unabhängigen, nur seinem Gewissen und von mir aus noch Gott verantwortlichen Abgeordneten, wurde bis auf die Knochen blamiert. Nicht, dass man es nicht vorher hatte wissen können. Aber so wurde es mehr als deutlich.
Jetzt Höcke. Bekommt er nur die Stimmen seiner Fraktion und Ramelow wird im ersten Wahlgang mit Stimmen aus der CDU gewählt, wird ihr das bei ihren eigenen rechten Wählern heftig schaden. Bekommt er nicht alle Stimmen aus den eigenen Reihen, wird medial der Gaul gesattelt und geritten aber es hat keine Signalwirkung außer, dass nicht alle der Seinen ihn mögen. Nach ein paar Wochen wird das in den Skat gedrückt. Was aber, wenn er in einer geheimen Wahl mehr Stimmen bekommt, als die seiner Fraktion? Das zerlegt die CDU noch mehr.
Die AFD kann sich gelassen zurücklehnen und zuschauen, was passiert. Im für sie schlechtesten Fall passiert garnichts, im besten zerlegen sie das politische Gefüge.
Muss man sich deswegen Sorgen machen? Ich glaube nicht. Ich bin sehr sicher, das der Parlamentarismus nur noch eine Fassade ist, die für die Herrschaft des Kapitals verzichtbar ist.
Taktisch, Genial, Gemein,
Antwort auf: Robert zum Kommentar: Wieder eine taktisch kluge Variante
und wenn auch das neue Ergebnis nicht "passt", dann kann man es mit Sicherheit wieder rückgängig machen ...
Rückgängig
Antwort auf: ebertus zum Kommentar: Taktisch, Genial, Gemein,
Ja eben, das kann man bei Bedarf korrigieren. Also nichts, was besondere Beachtung verdient.
Wobei ich vermute, dass diesmal das Ergebnis „ stimmt"
Morgen werden wir es wissen. Mein Gott, diese Spannung ist ja kaum noch auszuhalten....
Uff, nur eine Stimme aus der CDU
Antwort auf: Robert zum Kommentar: Rückgängig
Nochmal gut gegangen!
Ich leg' mich wieder hin....
Parteienoligarchie
Antwort auf: Robert zum Kommentar: Wieder eine taktisch kluge Variante
»Ich bin sehr sicher, das der Parlamentarismus nur noch eine Fassade ist, die für die Herrschaft des Kapitals verzichtbar ist.«
Parlamentarismus ist einerseits der falsche Ausdruck, andererseits greifst du die Lügengeschichten der Parteienoligarchie auf (Als Hintergrund: Ehernes Gesetz der Oligarchie, Obrigkeitsstaat).
Wohl gibt es Parlamente, die werden aber nur von Parteischranzen besetzt. Sogenannte parteifreie Abgeordnete gab es einmal in den Anfängen, heute gibt es die nur noch in den Gemeinden, wo sich die Leute auch kennen und ihren Vertreter in den Gemeindrat wählen, wenn der sich kümmert.
Parteischranzen sind abhängig Beschäftigte ihrer Partei und ihre Karriere hängt nicht allein am Fraktionszwang. Die Schauspielerei in den Parlamenten wirdnur noch für das Publikum via Medien zelebriert.
Herrschafts-Seiten
Antwort auf: Robert zum Kommentar: Wieder eine taktisch kluge Variante
Das Parlament und damit der Parlamentarismus war schon immer eine Frage der Macht und damit der Herrschaft. Der Frankfurter Nationalversammlung konnte ein Preussenkönig noch die Arschkarte zeigen und sie anschließend vom Kartätschenprinzen, später Willem Nummer Eins, auseinanderkartätschen lassen. Ein gemeinsames Deutsches Reich hatte der Preusse Friedrich Wilhelm Nummer 4 sowieso schon abgelehnt. Für den WK1 brauchte sein Nachfolger Willem Zwoo die Österreicher dann wieder gegen die Franzosen. Die waren sauer auf die Deutschen, weil der Krieg 1870/71 zugunsten der Deutschen ausgegangen war. In diesem Krieg hatten die Parlamentarier (Adel und Bürgerschaft –Pöbel und Frauen waren nicht zugelassen–) dem Otto von Bismarck die Gelder verweigert. Der hat trotzdem Krieg geführt und war dem Knast nur entgangen, weil er gewonnen hatte. Der Anlaß zu diesem Krieg war denkbar banal. Ein süddeutscher Hohenzoller, selbstverständlich katholisch, sollte eine spanische Prinzessin heiraten, ebenfalls katholisch. Napoleon Nummer 3 fühlte sich davon eingekesselt und sah überall um sich herum nur noch Hohenzollern. Offensichtlich wußte er nicht, daß die norddeutschen und evangelischen Hohenzollern ganz anders tickten. Der süddeutsche Hohenzoller zog den Schwanz ein und sagte um des lieben Friedens willen ab – trotzdem gab es Krieg.
Die Nestbeschmutzer, Diebe und Mörder zwischendurch lassen wir hier mal weg.
Aktuell trötet Mamma Dilemma , sie sei die Mitte der Gesellschaft.
Was meint die damit?
Nehmen wir den Politischen Kompass zur Orientierung, ohne den absolutistisch zu interpretieren.
The German Party Political Compass 2005
German General Election 2013
German General Election 2017
Klaus Wagenbach setzt »Links« mit »sozial« gleich. Darunter tummelt sich wohl sehr viel Ideologie, aber bleiben wir der Einfachheit bei »sozial«, dann wäre das Gegenüber asozial.
Nehmen wir noch die zweite Dimension von autoritär, also herrschaftlich, bis freiheitlich, dann blendet Mamma Dilemma sowohl das soziale Spektrum, als auch das freiheitliche Spektrum vollständig aus – und befindet sich –halleluja– mit ihrem Tunnelblick in der Mitte ihrer politischen Gesellschaft.